Erstmals ein BlackBerry mit HSDPA

BlackBerry 9000 Bold im Test

02.09.2008 von Moritz Jäger
Der BlackBerry 9000 Bold von RIM richtet sich mit seinem schicken Design und der vollständigen Ausstattung an Business und Consumer gleichzeitig. TecChannel hatte den neuen BlackBerry 9000 Bold im Test.

Lange Zeit galten BlackBerrys als unschicke E-Mail-Maschinen, mit denen kaum einer freiwillig telefonierte. Das änderte sich erst, als der Hersteller RIM mit dem Pearl 8100 den ersten BlackBerry auf den Markt brachte, der auch für Consumer gedacht war. Seitdem wurden auch die Business-Geräte attraktiver, wie etwa der Curve oder der 8800 zeigen. Den vorläufigen Höhepunkt soll der neu erschienene BlackBerry 9000 Bold darstellen.

Hell: Vor allem das Display macht beim Bold einiges her.

Der neue BlackBerry hat es nicht leicht. Das iPhone drängt in den Business-Markt, überall werden Kunden mit GPS, Touchscreen oder HSDPA gelockt. RIM hat als Antwort alles in den Bold gepackt, was moderne Technologie zu bieten hat. Neben WLAN, Bluetooth und GPS kann der 9000 als zweiter BlackBerry neben dem 8707v UMTS und erstmals das schnelle HSDPA.

Inhalte stellt das Smartphone auf dem sehr hellen Display mit 480 x 320 Pixel dar. Über dem Display liegt wie beim iPhone eine angeblich kratzfeste Glasscheibe, die das Gerät ungemein edel und die Darstellung sehr scharf wirken lässt. Die Rückseite hält RIM in einem Lederimitat, dort ist auch die 2-Megapixel-Kamera samt Hilfslicht untergebracht.

Der BlackBerry Bold im Alltag

Gegenüber dem Curve und dem 8800 wurde die Tastatur nur geringfügig geändert. Wieder ist eine komplette QWERTZ-Tastatur verbaut, mit der sich sehr gut arbeiten lässt. Der Bold ist ein bisschen breiter als das Nokia E71, RIM nutzt die zusätzliche Breite für größere Tasten und ein größeres Display.

Neues Design: Das Hauptmenü des Bold.

Die Hauptsteuerfunktion ist wieder ein Trackball, der mit dem Daumen bedient wird. Daneben finden sich die vier Funktionstasten Gespräch annehmen, Menü, Zurück und Auflegen/Ausschalten.

Nach dem ersten Einschalten fällt BlackBerry-Veteranen sofort das neue Standard-Theme auf, RIM hat dieses komplett neu designen lassen. Verglichen mit den Vorgängern wirken die Piktogramme einheitlicher und ein bisschen selbsterklärender.

Business-Einsatz: Office, E-Mail und Kontaktverwaltung

Der BlackBerry Bold benötigt wie alle RIM-Smartphones einen BlackBerry-Server, um seine Funktionen voll nutzen zu können. Das merkt man vor allem bei der Kontakt- oder Terminverwaltung. Zwar lässt sich das auch auf dem Gerät erledigen, leichter und bequemer ist es aber, die Daten in Outlook oder Notes einzutragen. Auf dem Smartphone lassen sich alle Einträge ändern und ergänzen, etwa mit Kontaktbildern.

Adressen: Bei der Kontaktverwaltung hat sich optisch nichts geändert.

Beim Thema E-Mail kann der BlackBerry sein ganzes Potenzial ausspielen. Kombiniert mit einem passenden Server sind E-Mails samt Anhängen sofort auf dem Endgerät und perfekt für die Darstellung angepasst. Trotz der Konkurrenz von Microsoft und Nokia liefert RIM Push-Mails noch immer am schnellsten und mit dem kleinsten Datenvolumen. Jürgen Hill, Redakteur bei unserer Schwesterzeitung Computerwoche, stellt das anschaulich dar. In diesem Artikel zeigt er auf Seite drei, dass das BlackBerry-System bei einer fünf KByte großen E-Mail durch die Komprimierung nur 3,2 KByte übertragen muss. Zum Vergleich: Direct Push von Microsoft benötigt für die gleiche E-Mail ein Übertragungsvolumen von 12,4 Kbyte. Dadurch kommen BlackBerry-Nutzer mit relativ kleinem Inklusivvolumen aus, was besonders im Ausland für niedrigere Kosten sorgt.

Push-Mail: Beim Thema E-Mail ist RIM der Konkurrenz noch immer voraus – besonders wegen der guten Komprimierung.

Dafür muss der BlackBerry bei der Anzeige und Bearbeitung von Office-Dokumenten zurückstecken. Wie auch Nokia liefert RIM zwar eine passende Software mit, in diesem Fall die To-Go-Suite von Dataviz. Installiert ist aber nur die Standard-Edition, mit der sich Dokumente auch bearbeiten lassen, anders als bei Windows-Mobile-Geräten wird aber beispielsweise das Open-XML-Format von Office 2007 nicht unterstützt. Dokumente im Format ppt, xls und doc lassen sich aber lesen, rtf wird nicht unterstützt.

Präsentation: Das Office-Paket kennt die gängigen Word-Formate.

Multimedia und Internet

RIM will mit der neuen BlackBerry-Serie auch in den Markt für Endkunden. Daher wurde die Multimedia-Fähigkeit des Bold noch einmal kräftig überarbeitet. Der neue Mediaplayer spielt Musik, Podcasts, Video und zeigt Bilder an. Besonders gut hat uns gefallen, dass der Player die Albuminformationen unserer Testlieder korrekt anzeigt, inklusive Albumcover.

Unterhaltung: Der Musik-Player lässt sich gut bedienen.

Dank dem 3,5-mm-Standardanschluss lassen sich auch hochwertige Kopfhörer mit dem Bold verwenden. Im 1 GByte großen internen Speicher lässt sich bereits eine ganze Reihe von Liedern ablegen, zusätzlich unterstützt der BlackBerry 9000 bis zu 32 GByte große MicroSD-Speicherkarten.

Mediaplayer: Neben Musik kann der Bold auch Videos, Bilder und Podcasts anzeigen.

Der Browser wurde für den Bold kräftig überarbeitet und ist nun deutlich schneller. RIM verwendet ein ähnliches Verfahren wie Opera, die angefragten Seiten werden erst vom BlackBerry-Server geladen, komprimiert und dann das Endgerät weitergereicht. Mit Opera Mini surft es sich dabei aber schneller und bequemer. Wer öfter mobil im Internet surft, sollte in jedem Fall Opera Mini installieren. Zum Testzeitpunkt war allerdings noch keine native Version für den Bold verfügbar, diese wird aber wahrscheinlich in Kürze nachgereicht.

Unterwegs surfen: RIM hat den vorinstallierten Browser kräftig überarbeitet.

Lauf- und Ladezeit

BlackBerrys brachten bislang einen großen Akku und solide Stromsparmechanismen mit. Auch der Bold kann in dieser Hinsicht glänzen. Allerdings fordert das große und sehr helle Display seinen Tribut. In unserem Stresstest hielt das Gerät dennoch einen Arbeitstag lang durch, genauer gesagt 488,72 Minuten (8,15 Stunden).

Ladediagramm: Knapp drei Stunden benötigt der Bold, um den Akku komplett zu laden. Eine relativ lange Zeit.

Wie immer haben wir für den Test das Szenario angenommen, das am meisten Strom verbraucht: Der Bold hing an einem BlackBerry-Server und erhielt in unregelmäßigen Intervallen E-Mails, die Helligkeit war auf die höchste Stufe gestellt. Zusätzlich musste das Gerät ständig eine Seite neu aufbauen, bis die Batterie leer war.

Da in der Praxis das Gerät nur selten so extrem genutzt wird, ergeben sich im Alltag deutlich längere Laufzeiten. Für die Tests schaffen wir aber so einen Vergleichsrahmen, da alle Geräte die gleichen Bedingungen erhalten.

Tabelle: Der BlackBerry 9000 Bold im Überblick

Hardware

Prozessor

Marvell, 624 MHz

Speicher

intern: 1 GByte
RAM: 128 MByte

Erweiterungsslot

ja, MicroSD bis 32 GByte

Display

480 x 320 Bildpunkte

Größe (H x B x T)

114 x 66 x 15 mm

Gewicht

136 Gramm inklusive Akku

Akku

1500 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 2.0

Schnittstelle

Mini-USB

Synchronisation

BlackBerry Sever, BlackBerry Unite

Betriebssystem

BlackBerry OS 4.6

Vertrieb und Preis

Hersteller

Research in Motion (RIM)

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

T-Mobile: ab 109,20 Euro
O2: ab 100,83 Euro
Vodafone: ab 149,90 Euro
E-Plus: ab 249,99 Euro

ohne Vertrag (UVP)

459 Euro

Vertrieb

T-Mobile, Vodafone, O2

Fazit und Bilderserie

Der BlackBerry Bold ist in jedem Fall eins der besten Business-Smartphones. Erstmals bietet ein BlackBerry sowohl HSDPA als auch WLAN und GPS. Dazu kommt die immer noch sehr gute E-Mail- und Push-Funktion. Die neu überarbeitete Firmware läuft stabil und schnell, das neue Theme sieht ebenfalls sehr stylish aus. Auch die Multimedia-Funktionen können sich sehen lassen, eine entsprechend große Speicherkarte vorausgesetzt, kann es der BlackBerry locker mit aktuellen MP3-Playern aufnehmen.

Der BlackBerry Bold 9000
BlackBerry Bold 9000
Der Home-Bildschirm des BlackBerry Bold 9000.
BlackBerry Bold 9000
Das neue Menü
BlackBerry Bold 9000
Neuer Kontakt.
BlackBerry Bold 9000
E-Mail auf dem BlackBerry.
BlackBerry Bold 9000
Der Browser ist deutlich besser geworden.
BlackBerry Bold 9000
Die vorinstallierten Anwendungen.
BlackBerry Bold 9000
Der Mediaplayer.
BlackBerry Bold 9000
Musik auf dem Bold.
BlackBerry Bold 9000
Im Bold wurde auch ein GPS-Modul integriert.
BlackBerry Bold 9000
Die Verbindungsverwaltung.
BlackBerry Bold 9000
Der WiFi-Assistent.
BlackBerry Bold 9000
BlackBerry Bold 9000 im Vergleích zum Nokia E71
BlackBerry Bold 9000
Die Uhr fungiert als Bildschirmschoner, ein Druck auf den Trackball öffnet den Wecker.
BlackBerry Bold 9000
Das Office-System liest Dokumente von Gerätespeicher und Speicherkarte.
BlackBerry Bold 9000
Eine Präsentation auf dem Bold.

Was Neulingen aber beim Kauf klar sein muss: Der Bold ist, wie alle BlackBerrys, in erster Linie auf mobile E-Mails ausgelegt. Das bedeutet, verfügt man nicht über die passende Infrastruktur wie den BlackBerry Enterprise Server oder BIS, dann ist das Gerät zwar immer noch hübsch, aber nur noch halb so nützlich. Telefonieren und SMS stehen bei der E-Mail-Maschine einfach nicht im Fokus.

Alternative 1: Das Nokia E71

Nokia liefert mit dem E71 ein Smartphone mit gleichem Formfaktor und nahezu identischen inneren Werten ab. Lediglich die BlackBerry-Unterstützung wurde gestrichen, ein Exchange-Client ist weiterhin vorhanden. Unseren Test finden Sie hier.

Konkurrenten: Das E71 und der Bold nehmen sich technisch nichts.

Alternative 2: Das Samsung SGH-i780

Wer eine Microsoft-Only-Umgebung in seiner Firma hat, der braucht nicht unbedingt BlackBerry für Push-Mails, sondern sollte einen Blick auf das SGH-i780 von Samsung werfen. Durch Windows Mobile 6.1 ist eine direkte Exchange-Anbindung samt Push-Mail garantiert. Außerdem steckt das Handy in einer schicken Hülle, bietet eine Maussteuerung und standardmäßig einen Zweitakku samt Ladeschale. (mja)