Oft wird die Diskussion, ob ein Tablet nun ein anderes System ersetzt, beispielsweise Netbook oder Notebook, recht dogmatisch geführt. Das ist schade, denn einerseits ist eigentlich genügend Raum für alle im mobilen Fuhrpark. Zweitens bietet jede Gerätekategorie durchaus attraktive Vertreter. Meist stellt sich eher die Frage, welches Gerät, wann zum Einsatz kommt und ob im jeweiligen Fall überhaupt mehr als ein Device mit auf die Reise muss.
Das hängt sicher von der Art der Reise ab, wer nur zum Kunden fährt, um zu Präsentieren, kann mit dem richtigen Zubehör durchaus mit dem iPad/iPad 2 auskommen. Wer hingegen jeden Abend an der Präsentation feilt und diese ständig detailliert überarbeitet, wird wohl doch eher zum Notebook greifen.
Ein bisschen Texteingabe ist mit dem iPad auch kein Problem, längere Schriftstücke verfassen ist dann aber doch eine mühselige Prozedur. Will heißen, prinzipiell lässt sich das iPad durchaus für die Funktionen Schreiben und Präsentieren nutzen, bequemer als ein Notebook ist es aber keineswegs.
Mit dem entsprechenden Zubehör kann man diese Situation natürlich beeinflussen. Daher finden Sie nachfolgend einige Beispiele, wie Sie Ihr Tablet funktionell erweitern können. Dabei gilt es folgendes zu beachten: Grundsätzlich lassen sich die Apps und das Zubehör sowohl mit dem iPad wie auch dem iPad 2 verwenden.
Es kann aber in Teilbereichen zu Kompatibilitätsproblemen kommen. Wer beispielsweise den neuen HDMI-Adapter mit dem ersten iPad nutzt, der kann Videos mit einer maximalen Auflösung von 720p ausgeben. Dann wirken sich naturgemäß die unterschiedlichen Gehäuse der beiden Tablets auch beim Zubehör entsprechend aus: Beim iPad 2 ist beispielsweise eine zusätzliche Öffnung für die Kamera notwendig. Es empfiehlt sich also, die Beschreibungen der jeweiligen Produkte genau zu studieren.
Szenario 1: Texte tippen
Wer zur Arbeit pendelt oder unterwegs zu einem Geschäftstermin ist, der nutzt die Zeit gerne, um E-Mails abzuarbeiten, Texte zu tippen oder Kalkulationen erneut durchzugehen. Die On-Screen-Tastur des iPads stört hier mit der Weile, zudem muss man das doch relativ schwere Tablet in der Hand halten.
Die Abhilfe: Eine Halterung und eine Tastatur. Für diese Lösung gibt es allerdings mehrere Ansätze. Apple selbst bringt eine sozusagen offizielle Halterung, das Apple iPad Keyboard Dock. Dabei wird das Tablet oben in eine Tastatur von Apple eingeschoben. Die Tastatur muss aber separat herumgetragen werden, nicht gerade Ideal. Der Apple iPad Keyboard Dock kostet 69 Euro.
Praktischer ist da schon der "i.Gear agent" von Trekstore. Die Tastatur setzt auf Bluetooth, um mit dem Tablet Verbindung aufzunehmen. Auch hier kann iPad oder iPad 2 oberhalb der Tastatur in einen Ständer abgestellt werden. Der Clou: Wird die Tastatur nicht benötigt, kann man sie an das Gerät klippen. So schützt i.Gear Agent beim Transport zudem das Display.
Im Übrigen lässt sich nahezu jedes moderne Bluetooth-Keyboard mit dem iPad oder dem iPad 2 verbinden - Apple nutzt dafür das HID-Profil, das von jeder aktuellen Tastatur unterstützt werden sollte. So kann man beispielsweise für längere Arbeiten im Hotelzimmer zu ergonomischen Tastaturen greifen.
Wer kein Bluetooth nutzen möchte, der kann - zugegeben etwas abenteuerlich - zum "Camera Connector Kit" von Apple greifen. Dieses beinhaltet neben einem SD-Card-Reader auch einen USB-Adapter, mit dem man Kameras direkt am iPad anschließen kann. Findige Tüftler haben aber herausgefunden, dass sich so auch USB-Tastaturen am Apple-Tablet verwenden lassen. Allerdings kommt das auf die Tastatur an: diese darf nämlich nicht zu viel Strom vom Gerät verlangen.
Passend zur Hardware sollte man auch bei den Apps aufrüsten. Die Notizen sind zwar nett für kürzere Memos, längere Texte machen darauf aber keinen Spaß, Tabellen sind ganz unmöglich. Vielschreibern sei das 3,99 Euro teure Programm "iA Writer" empfohlen. Der Clou: Die Anwendung kann in einen Vollbildmodus wechseln, so kann man ohne Ablenkung durch andere Icons oder Einstellungen auf dem Bildschirm schreiben. Dokumente werden auf Wunsch direkt mit Dropbox synchronisiert, so dass man die Dateien direkt auf anderen Systemen nutzen kann - selbst wenn man das iPad nicht parat hat.
Wer dagegen eine vollwertige Office-Suite sucht, dem stehen mehrere Optionen offen. Zum einen gibt es "Pages", "Numbers" und "Keynote", Apples Äquivalent zur Microsoft Office-Suite. Jede dieser Apps kostet 7,99 Euro. Wer alles unter einer Oberfläche sucht, der kann zu "Documents to Go Premium Suite" greifen. Diese kommt auch mit den Microsoft-Formaten zurecht und kostet 13,99 Euro. Alternativ gibt es noch "QuickOffice HD", zum Preis von 15,99 Euro.
Szenario 2: Präsentieren
Der Horror vor jeder Präsentation, besonders, wenn sie nicht mit dem eigenen Beamer oder Fernseher stattfindet, ist, ob der PC den VGA-, HDMI- oder sonstigen optischen Ausgang richtig erkennt und ansteuert. Eins vorweg: Dieses Problem gibt es mit dem iPad nicht. Apple liefert mehrere Adapterkabel, die den Inhalt des Tablets auf einem Anzeigegerät wiedergeben. Aktuell gibt es: einen VGA-Adapter (29 Euro), einen Komponentenadapter (39 Euro) sowie ein HDMI-Kit (39 Euro), letzterem liegt das HDMI-Kabel aber nicht bei.
Nun kommt aber das nächste Problem: Nicht alle Applikationen unterstützen den Videoausgang, Entwickler müssen diesen separat zu ihren Anwendungen hinzufügen. Deswegen heißt Vorsicht bei der Auswahl der Präsentations-Apps. Eine sichere Bank ist Keynote, das PowerPoint-Pendant von Apple. Dies App kommt zudem mit PowerPoint-Folien zurecht, allerdings mit einigen Einschränkungen: Keynote kann aktuell nur PPT-Dateien verarbeiten, seit Office 2007 nutzt Microsoft aber das PPTX-Format. Hier hilft es, die PowerPoint per Speichern unter im alten Format abzulegen. Zudem sollte man auf die Standard-Schriftarten setzen - sonst fehlen die unter Umständen auf dem iPad. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann seine Präsentationen auch als PDF erstellen, dieses Format gibt Keynote problemlos wieder.
Eine Alternative ist QuickOffice HD. Die Anwendung kann die neuen Versionen von PowerPoint wenigstens anzeigen (bearbeiten kann auch hier nur Versionen im PPT-Format) und diese auch auf einem externen Monitor präsentieren.
Wer Videos zeigen will, der ist so lange auf der sicheren Seite, wie er das richtige Format verwendet. Wird das Video per iTunes auf das Gerät gespielt, sollte es bei der Anzeige keinerlei Probleme geben. Anders sieht es aus, wenn die Videodatei etwa in Formaten wie AVI, MKV oder WMV vorliegt, diese kann das iPad nicht direkt wiedergeben. Der "Buzz Player HD" (2,99 Euro) sticht unter den Video Apps im AppStore heraus. Nicht nur kommt er mit nahezu jedem Format zurecht, er kann auch Videos von Netzwerkfreigaben abspielen oder von dort auf das iPad kopieren. Zudem unterstützt der den Video-Ausgang per Komponente, VGA oder HDMI.
Fazit
Nach der ersten Euphorie stellt man schnell fest, dass ein iPad direkt aus der Packung es nicht mit einem gut ausgerüsteten Notebook aufnehmen kann. Das ändert sich aber schnell, wenn man das Tablet um das richtige Zubehör und die passenden Apps erweitert. Allerdings kommen da natürlich zusätzliche Kosten auf den Nutzer zu. Vor allem wer auf zu den offiziellen Apple-Produkten greift, der muss schnell über hundert Euro an Zusatzkosten einplanen. Dafür verwandelt sich das iPad vom Consumergerät dadurch in ein echtes Arbeitsmittel. Vor allem schreiben macht deutlich mehr Spaß, wenn man eine richtige Tastatur verwenden kann.
Apple nutzt glücklicherweise herkömmliches Bluetooth samt der Standard-Schnittstellen, um Komponenten per Funk mit dem Tablet zu verbinden. Bluetooth-Zubehör ist etabliert und weit verbreitet. In Kombination mit einem Bluetooth-Headset und der App von Sipgate kann man das iPad beispielsweise in ein VoIP-Telefon verwandeln. Alternativ kann man Bluetooth-Kopfhörer nutzen, um kabellos Musik oder Podcasts zu hören. (mje)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.