Installation CentOS

19.08.2005
Das freie Serverbetriebssystem CentOS lässt sich einfach einrichten. Es nutzt Anaconda, eine grafische Installationsoberfläche. Diese führt Anwender durch die Installation und hilft bei Partitionierung, Hardwarekonfiguration und Paketauswahl.

Wer schon einmal Red Hat oder Fedora Core installiert hat, fühlt sich bei CentOS sofort wie zu Hause. Das freie Betriebssystem basiert auf dem aktuellen Red Hat Enterprise Linux 4, das wiederum aus Fedora Core 3 erschaffen wurde. Daher kommt bei der Installation das Open-Source-Produkt Anaconda zum Einsatz. Vergleichbar mit dem YaST-Programm von Novell führt es den Benutzer grafisch durch die einzelnen Installationsschritte und gibt Hilfestellungen.

Eventuell muss im BIOS des Rechners noch die Bootreihenfolge umgestellt werden. Beim ersten Start wird ein Auswahlbildschirm aufgerufen. Die grafische Installation startet mit einem Druck auf die Enter-Taste. Eine textbasierte Installation ist ebenfalls möglich, dazu muss der Befehl linux text eingegeben werden.

Die grafische Variante ist allerdings deutlich bequemer zu bedienen, besonders bei der Partitionierung der Festplatte. Die Bedeutung der einzelnen Tasten:

Eine Liste mit kompatibler Hardware ist hier erreichbar. Die Mindestvoraussetzungen sind ein Pentium III mit 450 MHz, 256 MByte RAM und mindestens vier GByte freiem Speicherplatz auf der Festplatte.

Sprach- und Paketauswahl

Wie bei den meisten Linux-Distributionen wählt man bei den ersten Schritten der Installation Sprache und die Belegung der Tastatur aus. Die Zeitzone wird erst später festgelegt.

Paketauswahl

CentOS stellt bereits mehrere Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Bei den vorgegebenen Optionen Desktop, Workstation und Server werden dann die Pakete installiert, die den Entwicklern am sinnvollsten für die jeweilige Umgebung erscheinen.

Die Option Benutzerdefiniert überlässt dem Benutzer die Auswahl, eignet sich also perfekt, um ein System an spezielle Bedürfnisse anzupassen.

Partitionierung

Anaconda liefert Disk Druid mit, ein grafisches Partitionierungswerkzeug. Ein Mausklick auf einen der Balken markiert den entsprechenden Bereich, ein Doppelklick ändert eine bereits bestehende Partition oder erstellt eine neue, falls der Bereich noch frei ist.

Oberhalb der Leiste wird der Diskname (beispielsweise /dev/sda), die Größe und das Modell der Festplatte angezeigt. Der Disk Druid stellt folgende Knöpfe zur Verfügung:

LVM - Logical Volume Manager

Der Logical Volume Manager (LVM) erlaubt es, Festplattenplatz flexibel auf mehrere Dateisysteme zu verteilen. Er erstellt einen virtuellen Pool aus dem zugewiesenen freien Speicherplatz. Aus diesem können dann die so genannten Logical Volumes (LV) erzeugt werden.

Das Betriebssystem behandelt diesen Speicherplatz ebenso wie physikalische Volumes. Dabei bietet LVM diverse Vorteile:

Die Besonderheiten dieses Systems ermöglichen es Server-Administratoren, flexible Verzeichnisse für Daten zu erstellen. Sobald beispielsweise einem E-Mail-Verzeichnis der Speicherplatz ausgeht, kann per LVM einfach weiterer Platz hinzugefügt werden. Insgesamt lassen sich bis zu 256 Logical Volumes anlegen.

Weitere Hintergrundinformationen liefert das offizielle LVM-How-To.

Partitionsarten

Jede Festplatte enthält eine Partitionstabelle, in der die Daten der Partitionierung gesichert sind. Diese bietet Platz für insgesamt vier Einträge. Jeder Eintrag in der Tabelle kann entweder für eine primäre Partition oder für maximal eine erweiterte Partition stehen.

Primäre Partitionen sind ein durchgehender Bereich von Plattenzylindern (physische Bereiche auf der Platte), der einem Betriebssystem zugeordnet ist. Mit primären Partitionen lassen sich auf jeder Festplatte maximal vier Partitionen einrichten.Die erweiterte Partition ist ebenfalls ein durchgehender Bereich von Plattenzylindern. Allerdings kann sie in so genannte logische Partitionen unterteilt werden. Der Vorteil dabei ist, dass logische Partitionen selbst keinen Eintrag in der Partitionstabelle belegen.

Werden mehr als vier Partitionen benötigt, muss also spätestens die vierte Partition eine erweiterte Partition sein. Diese erhält den gesamten freien Zylinderbereich. SCSI -, SATA- und Firewire-Festplatten können bis zu 15 logische Partitionen aufnehmen, (E)IDE -Platten sogar bis zu 63.

Konfiguration des Bootloaders

Im nächsten Schritt installiert Anaconda den Bootmanager GRUB. Dieser sorgt dafür, dass sich CentOS auch ohne eingelegtes Medium starten lässt. Standardmäßig wird GRUB im Bootsektor der ersten Festplatte abgelegt. Diese Einstellung kann man aber in den Erweiterten Optionen ändern.

Sollte sich bereits ein anderes Betriebssystem auf der Festplatte befinden, bindet GRUB dieses selbstständig in die Bootreihenfolge ein. Weitere Informationen zu GRUB erhalten Sie in dem Artikel "Der Bootloader GRUB ".

Netzwerke, Firewall und Root-Passwort

CentOS ist ein Server-System, also für den Betrieb in Netzwerken ausgelegt. Während der Installation werden bereits die Netzwerkkarten erkannt und standardmäßig mit DHCP eingerichtet.Passen diese Einstellungen nicht in das vorhandene Netzwerk, lassen sich die verschiedenen Parameter

individuell einstellen.

Der nächste Schritt behandelt die grundlegende Konfiguration der Firewall, die zumindest einen fundamentalen Schutz bietet. Im Endeffekt lässt sich nur einstellen, ob bestimmte Dienste auf das Netzwerk zugreifen dürfen oder nicht. Auf jeden Fall sollte die Firewall nach der Installation an die übrige Netzwerkstruktur angepasst werden.

SELinux (Security Enhanced Linux) ist eine Entwicklung der amerikanischen National Security Agency (NSA). Dabei werden die einzelnen Benutzer und Prozesse in einer Sandbox voneinander abgeschottet. Gelingt es nun beispielsweise einem Angreifer, einen mit Root-Rechten ausgestatteten Apache-Dienst zu übernehmen, erhält er trotzdem keinen systemweiten Root-Zugriff, da der Dienst abgekapselt läuft. Eine genaue Definition finden Sie auf den Webseiten der NSA und in der Dokumentation von CentOS.

Im letzten Schritt wird das Passwort für Root festgelegt. Dieses Passwort kann später aus Sicherheitsgründen nicht mehr eingesehen werden. Im Anschluss startet das frisch installierte CentOS neu und beginnt mit der grundlegenden Konfiguration.

Grundkonfiguration des installierten Systems

Nach dem ersten Start beginnt CentOS damit, die Grundlagen des Systems einzustellen. Zunächst muss dazu die Lizenzvereinbarung bestätigt werden, die angenehm kurz zu lesen ist. Sie besteht lediglich aus dem Satz "Centos-4 is released via GPL". Die komplette GPL können Sie auf den Seiten des GNU-Projekts nachlesen, dort gibt es auch eine deutsche Übersetzung.

Nachdem die GPL akzeptiert wurde, startet die Konfiguration von Datum und Uhrzeit. Alternativ lässt sich auch ein Netzwerk-Zeitprotokoll (NTP) einstellen.

Als Nächstes wird der Bildschirm eingerichtet. Dabei lässt sich das Monitormodell, die maximale Auflösung oder die Farbtiefe (256 Farben, Tausende Farben, Millionen Farben) festlegen. Unter Configure kann ein Menü mit den Monitoren verschiedener Hersteller aufgerufen werden.

Benutzerkonten und zusätzliche Software

Alltägliche Aufgaben unter Linux erledigt keinesfalls das Konto Root. Zu groß ist die Gefahr, aus Versehen einen Fehler zu begehen oder einem Angreifer das komplette System offen zu legen. Aus diesem Grund werden verschiedene Benutzer mit verschiedenen Rechten angelegt.

Der in diesem Schritt erstellte Benutzer kommt für alltägliche Aufgaben zum Einsatz, Root wird für Sonderfälle, beispielsweise eine Software-Installation, genutzt. Das Benutzerkonto wird standardmäßig auf dem lokalen System erstellt. Alternativ ist auch ein Netzwerkkonto möglich.

Sollte zusätzliche Software auf weiteren CDs vorhanden sein, kann diese im nächsten Schritt installiert werden. Die Installation ist natürlich ebenso auf dem fertigen System möglich. Besonders der Paketmanager yum eignet sich hervorragend, um aktuelle Software zu installieren und auf dem neuesten Stand zu halten.

Abschluss der Installation

Glückwunsch, CentOS ist nach diesem Schritt einsatzfähig. Im nächsten Schritt kann sich der Benutzer anmelden. Im Anmeldebildschirm lassen sich die verschiedenen grafischen Oberflächen wie Gnome oder KDE auswählen.

Sollten wider Erwarten Probleme bei der Installation oder im Betrieb von CentOS auftreten, helfen die Foren und Dokumentationen unter www.CentOS.org bei den meisten Problemen weiter.

Fazit

Die Installation von CentOS läuft schnell und ohne Schwierigkeiten ab. Der Anaconda-Installer ist SUSE`s Yast ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Anders als Yast schreibt er nämlich keine eigenen Konfigurationsdateien und verändert auch keine Pfade zu Dateien. Profis können sich so leichter in das neue System einfinden, liegen doch sämtliche Daten in den Red Hat Standardverzeichnissen. (mja)