Vom 21. September bis zum 6. Oktober ist wieder Wiesn-Zeit in München. Auf diesem weltweit größten Volksfest mit sechs Millionen Besuchern ist ein Smartphone etlichen Gefahren ausgesetzt: Sturz, Glasbruch, Diebstahl, oder schlichtes Liegenlassen.
Billighandy für die Wiesn?
Am sichersten wäre es, das edle Smartphone ganz daheim zu lassen und ein Billighandy auf die Wiesn mitzunehmen: Für 20 bis 50 Euro gibt es schon gute GSM-Handys. Deren Akku hält im Standby meist viel länger als bei einem Super-Smartphone. Doch so ein Einfach-Handy taugt halt nicht als Fotoapparat, Filmkamera oder Musikplayer. So ein Billighandy beherrscht auch kein Facebook, nicht einmal WhatsApp. Wie soll man sich dann überhaupt verabreden? Etwa per SMS? Oder mit einem Telefonanruf? No Way! Das Billighandy kann nicht einmal spontane Impressionen auf Facebook, Flickr, Picasa oder Google+ hochladen. Also hilft dem Web-affinen Zeitgenossen nur eines: Aufpassen und Vorsorgen!
Vor dem Festbesuch: Daten sichern!
Auf einem Billighandy liegen meist nur ein paar Dutzend Telefonnummern. Auf einem Smartphone ist dagegen oft das halbe Leben des Besitzers dokumentiert. Nicht selten sind die hinterlegten Bank- und Business-Daten, die beruflichen und privaten Fotos, Filmchen, Posts, WhatsApps-Unterhaltungen, Emails, Kontaktadressen und sonstigen Erinnerungen wertvoller als der schnöde Gebrauchtpreis eines Luxus-Handys. Deshalb sollte man vor dem Oktoberfest und anderen turbulenten Megaevents wenigstens alle Daten sichern!
Laufen die Mails und Kontakte komplett über Google oder ähnliche Web-Dienste, dann ist ein neues Smartphone oft binnen weniger Minuten nach Eingabe der Cloud-Kennung komplett synchronisiert, denn die alten Daten liegen ja vorzugsweise im Internet und nicht nur lokal auf dem Handy. Wer Google-Dienste oder Mitbewerber nutzt, kann auch seine Handy-Fotos, WLAN-Kennwörter, Browser-Settings und vieles mehr automatisch im Internet sichern lassen.
Traut man solchen Sicherungs-Diensten von Apple, Google, Microsoft und Anderen nicht, so kann man ein Smartphone auch lokal über ein USB-Kabel mit dem heimischen Rechner verbinden und Daten, Fotos oder Videos selber sichern. Wichtig ist nur, dass man es macht, bevor das Mobilteil verloren geht.
Fernortung, Fernsperrung, Fernlöschung
Wer sein Smartphone einfach nur verliert und nicht vorsätzlich beklaut wird, hat gute Chancen, es im Wiesn-Fundbüro am Service-Zentrum hinter dem Schottenhamel-Festzelt täglich in der Zeit von 13 bis 23 Uhr zurück zu bekommen. Dort wurden auch schon letztes Jahr immerhin 500 Mobiltelefone, 80 Fotoapparate, fünf Notebooks und zwei Eheringe abgegeben. Idealerweise sollte man Marke, Modell und IMEI seines Handys samt Netz-Provider und SIM-Kartennummer beim Abholen kennen. Also am besten schon vor dem Fest aufschreiben oder abfotografieren.
Wird das vermisste Smartphone aber nicht freiwillig von einem ehrlichen Finder im Service-Zentrum abgegeben, dann kann sich eine Software zur Datenverschlüsselung, Fernortung und Fernsperrung des Mobilgerätes auszahlen. Berufliche Smartphones, Tablets und Notebooks hängen sowieso oft an einem zentralen Mobile-Device-Management-System, kurz MDM. Damit kann der EDV-Chef die Fernsperrung oder Fernlöschung der mobilen Firmengeräte auslösen, solange sie noch einen geeigneten Netzwerkkontakt haben.
Fernortung und Fernsperrung bekommt man aber auch ohne teures MDM-System zum Teil in den bekannten Sicherheits- und Viren-Jäger-Lösungen wie Avira Free Android Security, Bitdefender Mobile Security, F-Secure Mobile Security, Kaspersky Mobile Security, McAfee Mobile Security, Trend Micro Mobile Security, Symantec Norton Mobile Security oder Websense TRITON Mobile Security.
Nicht jede App herunter laden!
Wer seine Apps aus offiziellen App-Stores von Amazon, Apple, Blackberry, Google, Microsoft, Nokia oder Samsung herunterlädt, nimmt eh schon relativ geringe Sicherheitsrisiken in Kauf. Gerade junge Leute scheuen aber oft den Preis der regulären Apps und laden stattdessen kostenlose Ersatz-Apps aus weniger vertrauenswürdigen Quellen im Internet, um Geld zu sparen, weiß etwa Stefan Rojacher, Pressesprecher bei Kaspersky. Einige dieser Apps können auch Daten, Kontakte, Kreditkarten- oder Bank-Konten des Handy-Users ausforschen und missbrauchen. Also möglichst keine ominösen Apps installieren, auch nicht auf Empfehlung von ganz neuen Kameraden aus dem Bierzelt. Wer trotzdem Apps aus zweifelhafter Herkunft installiert, sollte wenigstens eine Sicherheits-Software für sein Handy in Erwägung ziehen, die Alarm schlägt, wenn eine App verdächtige Aktionen durchführen will.
Passwort und Bildschirmsperre
Die circa 500 verlorenen und am Wiesn-Fundbüro abgegebenen Mobiltelefone bleiben ja rein physikalisch zumeist voll funktionsfähig. Einzig der Akku könnte bei der Abholung schon leer sein. Vielleicht wurden auch ein paar sensible Daten, peinliche Fotos und Videoclips oder auch nur die komplette Musiksammlung vom Finder aus dem Handy kopiert. Mit einer Absperrung des Handys durch ein alphanumerisches Passwort, eine grafische Bildschirmsperre, eine Gesichtserkennung via Handy-Kamera oder eine Kombination aus alledem, kann man sich gegen derlei harmlose Datenschnüffler schützen.
Handy-Bumper gegen harte Stöße
Die Dunkelziffer der im Bier ertränkten und auf dem Boden zerbrochenen Handys ist bei sechs Millionen Besuchern sicher noch viel größer als die 500 offiziell gezählten Findlinge. Selbst wenn das edle Phone den ersten Aufprall am Boden überlebt, trampeln manchmal ein paar schwere Jungs und elegante Damen mit High-Heels und metallverstärkten Pfennig-Absätzen drüber, bevor es jemand im Gedränge der vielen Menschenkörper wieder aufheben kann.
Gegenmaßnahme: Weniger trinken, dann rutscht das Mobilteil nicht so leicht aus der Hand, und spätestens vor dem Fest noch einen Bumper mit Deckellasche kaufen, der das Handy von allen Seiten umschließt. Eine Riesenauswahl von Schutzhüllen und Display-Folien findet man derweil in vielen Elektromärkten, oder im Internet, etwa bei Belkin oder Hama.
Größter Mobilfunk-Hotspot der Nation
Für sechs Millionen Oktoberfest-Besucher bauen die Provider E-Plus, o2, Telekom und Vodafone alljährlich den größten Mobilfunk-Hotspot der Nation auf der Theresienwiese auf. Und dieser Hotspot wird jedes Jahr größer, denn die Besucher des größten Volksfestes der Welt möchten wie gewohnt telefonieren, sich per SMS verabreden und die Stimmung aus dem Festzelt immer öfter per Foto oder Videoclip verschicken.
Tipps für gute Mobilfunk-Connections
Trotz großer Anstrengungen aller Mobilfunkprovider sind die Handynetze auf dem Oktoberfest zu Spitzenzeiten immer wieder überlastet. Die einen mehr, die anderen weniger: Zum Beispiel am italienischen Wochenende zur Wiesn-Halbzeit, oder abends gegen 19 Uhr: Da ist auf dem gesamten Gelände und auch im Mobilfunknetz sehr viel Betrieb. Da kann es passieren, dass jemand sein Handy neu einschaltet und nicht sofort ein Netz bekommt. Soll man es dann einfach weiter versuchen? Klar, sagt ein Telekom-Sprecher, versuchen Sie es mehrmals, bis eine Lücke frei wird. Oder versuchen Sie, den Standort auf dem Oktoberfest zu wechseln, um in einer anderen Mobilfunkzelle eines anderen Mobilfunk-Mastes bessere Bedingungen zu finden. Entfernen Sie sich möglichst von den großen Menschenmassen, dann wird die Mobilfunkversorgung gleich viel besser.
Bringt es auch Vorteile, direkt unter Mobilfunk-Masten auszuweichen? Nein, sagt der Telekom-Sprecher, denn direkt unter dem Masten wäre die Mobilfunkversorgung in der Regel sogar besonders schwach, wenn nicht die benachbarten Masten die Fußbereiche der anderen Masten mit ihren elektromagnetischen Feldern versorgen würden. Der Mobilfunk breitet sich nämlich überwiegend horizontal aus und strahlt nicht direkt auf den Boden hinunter.
Mit ihren hoch präzisen Funkantennen können die Mobilfunkprovider manche Gebiete auf dem Oktoberfest auch ganz gezielt und intensiv versorgen, etwa die Eingangsbereiche der Festzelte, wo die Menschen sich verstärkt suchen und verabreden.
Zwei Handys von zwei Providern
Wer zwei verschiedene Handymodelle mit zwei verschiedenen Providern auf der Wiesn in der Tasche, in der Familie oder im Freundeskreis zur Verfügung hat, erhöht ebenfalls die Chancen auf einen freien Kanal. Viel mehr kann der Einzelne aber nicht tun. Am besten verabredet man sich schon außerhalb der Wiesn möglichst präzise, dann ist es nicht so schlimm, wenn drinnen kein Kanal mehr frei ist.
Die Provider dagegen haben im Zweifelsfalle ein erstaunlich einfaches Mittel: Wenn sich so viele Menschen einbuchen, dass das Mobilfunknetz nicht mehr funktioniert, können sie den betroffenen Standort einfach komplett neu starten, so ähnlich wie das jeder von seinem WLAN-Router daheim kennt. Dann funktioniert der Standort in der Regel auch gleich wieder. (mb)