Die Highlights der im November veröffentlichten Version 4.0 von Univention Corporate Server sind die vollständig überarbeitete Weboberfläche, der von Version zu Version besser gefüllte App-Store sowie das modernisierte Fundament. Das beruht bei UCE 4.0 auf Debian Wheezy 7.7 und einem Linux-Kernel 3.16 (UCS 4.0-1 setzt bereits auf Wheezy 7.8) auf, was UCS-Anwendern satte 16.500 aktuelle und an UCS angepasste Pakete zugänglich macht.
Außerdem wurde Samba als zentrale Komponente für das Management von Active-Directory-Domänen auf die Version 4.2 aktualisiert, und das LDAP-Back-End wurde auf MDB umgestellt. UCS bringt ab der Version 4.0 auch einen komplett neuen, grafischen Installer mit, der allerdings sichtbar auf dem grafischen Installer von Debian-Wheezy basiert und nicht mehr auf einer Eigenentwicklung. Der Debian-Part kümmert sich um das essentielle Einrichten des Linux-Servers, während der zweite Teil des Installers Univention-spezifisch ist, sich aber optisch nahtlos an den Debian-Part anschließt.
Univentions-Server-Plattform
Univentions Corporate Server bietet kleinen und mittleren Unternehmen mit seinem über Jahre gewachsenen Ökosystem an Drittanbieterlösungen einen Funktionsumfang, der für eine Serverplattform keine Wünsche offenlässt. Die Highlights der allein von Univention verantworteten Core-Plattform sind das auf OpenLDAP, Kerberos und Samba 4 basierende Identity- und Infrastruktur-Management, die LDAP-basierte Konfiguration, die sich auch in der webbasierten Administration niederschlägt, und das App-Center als Marktplatz für UCS-zertifizierte Drittanbieterlösungen.
Das Unternehmen Univention und sein Kernprodukt haben sich zu einer integrativen Komponente vorrangig der deutschen Enterprise-Open-Source-Szene entwickelt, zumal Univention auch treibende Kraft hinter zahlreichen weiteren Open-Source-Initiativen ist, darunter die gemeinsam mit IBM auf Univentions im Januar über die Bühne gegangenem Univention Summit vorgestellte Open Cloud Alliance.
Die neue Weboberfläche von UCSD 4.0
Die neue Weboberfläche von UCS 4.0 bietet vor allem eine bessere Benutzerführung im UCS-Managementsystem, der Browser-basierten Verwaltungsoberfläche. Die erschließt Nutzern sämtliche Funktionen der Serverplattform nahezu ohne Linux-Kenntnisse, was vor allem auf die primäre Zielgruppe der Betreiber von Windows-Servern und/oder Exchange-Servern abzielt, die nach einer kostengünstigen, sicheren und quelloffenen Alternative oder Ergänzung zu bestehenden Systemen suchen.
Die neue aufgeräumte Struktur bietet nicht nur eine visuell schneller erfassbare Startseite, auch die Navigation innerhalb der einzelnen Module ist nach Ansicht des Herstellers intuitiver. Dazu trägt zum Beispiel bei, dass etwa die Module für das Identitäts- und Infrastrukturmanagement, eine essenzielle Kernfunktion von UCS, in sieben übersichtliche und farblich gekennzeichnete Kategorien gruppiert wurden. Da sich die Farben in den zugehörigen Modulen wiederfinden, kann der Nutzer nach den Vorstellungen von Univention schneller erfassen, wo er sich jeweils befindet. Auch wurde die gesamte Darstellung der Verwaltungsoberfläche auf ein responsives Webdesign umgestellt. Damit wird die Managementkonsole auf nahezu beliebigen Endgeräten optimal dargestellt und lässt sich entsprechend komfortabel bedienen.
UCS als Virtualisierungsplattform und Cloud-Management-System
Darüber hinaus haben die Entwickler von Univention das UCS-Modul zur Konfiguration und Verwaltung virtueller Maschinen unter anderem um die Fähigkeit erweitert, Ressourcen aus Amazon EC2 oder aus OpenStack-Clouds zu verwalten. Konkret: Admin können virtuelle Instanzen in OpenStack oder Amazons Elastic Cloud EC2 in der UCS-Management-Oberfläche starten oder stoppen. Der Vorteil: UCS 4.0 stellt Admins damit eine einheitliche Sicht auf seine gesamte Virtualisierungs- und Cloud-Umgebung zur Verfügung.
AppCenter wächst und gedeiht
Darüber hinaus konnte Univention mit Erscheinen von UCS 4.0 im November über 50 zusätzliche Applikationen und Anwendungen von Drittanbietern im App Center präsentieren; im Dezember vorigen Jahres gab es dann noch einmal 23 Neuzugänge, darunter die Mail-Security-App von Kaspersky, DokuWiki oder WordPress.
UCS App Center erlaubtAdministratoren das zentrale Verwalten sämtlicher auf den Systemen der UCS-Domäne installierter Anwendungen und das komfortable Installieren oder Deinstallieren von Apps. Sogar eine Kauffunktion direkt im App-Center für Erweiterungen mit Subskriptionsmodell wurde inzwischen integriert. Darüber hinaus liefert die Weboberfläche einem schnellen Überblick, welche Anwendungen auf welcher Maschine installiert sind oder ob gegebenenfalls Updates verfügbar sind, die sich dann mithilfe der Update-Funktion der Weboberfläche einfach einspielen lassen.
Erstes Update 4.0-1
Erst vor wenigen Tagen hat Univention dann ein erstes Point-Update 4.0-1 von UCS nachgeschoben, dessen wichtigster Benefit darin besteht, dass Univention die Lizenz für die private Nutzung (free-for-personal-use) der freien Edition auf 50 Benutzer und 50 Clients erweitert hat. Die Aktualisierung der Basis-Distribution vom Debian Wheezy 7.7 auf 7.8 behebt in erste Linie eine Reihe von Fehlern. Fehlerkorrekturen und kleinere Verbesserungen sind bei Univention der wichtigste Aspekt von Point-Updates. So bringt UCS 4.0-1 weitere Korrekturen und Verbesserungen in der Druckeranbindung im Zusammenhang mit Samba und bei der Verwendung von MS SharePoint.
Darüber hinaus reagiert Univention mit UCS 4.0-1 auch auf ein erstes Nutzer-Feedback zur neuen, mit UCS 4.0 eingeführten Benutzeroberfläche und verbessert nach eigener Aussage noch einmal Design und Benutzbarkeit. So haben die Entwickler beispielsweise das Einrichten von UCS in Cloud-Umgebungen weiter vereinfacht, ebenso den Beitritt eins UCS-Systems zu einer Active-Directory-Domäne. Weitere technische Einzelheiten zu den Neuerungen von UCS 4.0-1 finden sich wie üblich in den Release-Notes zur neuen Version.
Download und Verfügbarkeit
Univention Corporate Server ist freie Software und unter der AGPLv3 lizenziert. Wie gewohnt gibt es UCS wahlweise als Testversion oder in Form einer zum privaten Gebrauch kostenlos nutzbaren Version zum Downloaden. Neben VM-Images für VMware Player, VMware ESXi und VirtualBox stehen wahlweise ein 64-Bit-DVD-ISO-Image der aktuellen Version 4.0-1 oder ein CD-ISO der Update-Version von 4.0 auf 4.01 zum Herunterladen zur Verfügung. Unternehmen, die Univention Corpoate Server nutzen möchten, müssen eine Support- und Maintenance-Subskription erwerben. Der jeweilige Support-Umgang ist auf der Webseite erläutert. Darüber hinaus gibt es eine öffentlich zugängliche Online-Demo.
Fazit
Für kleine Unternehmen, die ihre Serverinfrastruktur aus Kosten- oder Sicherheitsgründen auf eine Open-Source-Plattform migrieren möchten, gibt es derzeit wohl kaum eine umfassendere Lösung als Univention Corporate Server. UCS eignet sich auch für Windows-Admins, die mit der Administration einer Linux-basierten Lösung fremdeln, oder solche, die ihre Windows-Server-Infrastruktur grundsätzlich beibehalten und nur einzelne Server umstellen, aber trotzdem weiter im Active Directory verwalten möchten.
UCS bietet sich aber auch für kleine Unternehmen als SMB-Lösung an, die lediglich einen oder wenige Windows-Server vollständig durch einen Open-Source-Ansatz ersetzen wollen. UCS kann einen bestehenden Windows-Domänencontroller vollständig ersetzen und bietet sich als Alternative zum nicht mehr verfügbaren Windows Server 2003 an.
Last but not least macht UCS auch als preiswerte und komfortabel verwaltbare KVM-Virtualisierungsmanagementplattform eine gute Figur, schaut man nur auf die Kernfunktionen der Software. Erst recht mit der Vielfalt an Serveranwendungen im App Center lässt sich UCS für nahezu jeden Dienst in modernen Rechenzentren einsetzen, etwa als Groupware-Server, Mailserver, Monitoring-Plattform, Dokumentenmanagementsystem oder CMS. (hal)