Interview mit einem kriminellen Hacker

"Mit einem Botnetz Geld zu verdienen ist einfacher als Zähneputzen"

Zukunftspläne

HANSEN: Wie sehen denn die Berufsaussichten für jemanden mit Ihren Fähigkeiten und Erfahrungen im kriminellen Bereich genau aus? Wie viel Geld könnten Sie verdienen, wenn Sie nicht kriminell geworden wären?

ADAM: Mir ist eine Stelle als Cyber-Security-Experte in einem großen Unternehmen angeboten worden. Mein dortiges Jahresgehalt würde ungefähr dem entsprechen, was ich in zwei Wochen im Untergrund verdiene.

HANSEN: Wo bestehen seitens der IT-Security-Branche die größten Missverständnisse in Bezug auf die Welt der Blackhats?

Blackhats - auch nur kleine Rädchen im großen Wirtschaftsgetriebe?
Blackhats - auch nur kleine Rädchen im großen Wirtschaftsgetriebe?
Foto: Nmedia, Fotolia.de

ADAM: Dass wir alle mit der Mafia verbandelt seien, dass wir die Weltherrschaft übernehmen wollten und alle aus Russland kämen. 90 Prozent der Kreditkartenbetrüger, die ich kenne, spenden jedes Jahr 80.000 bis 90.000 Dollar an gemeinnützige Organisationen. Ich kenne welche, die mit tausenden Moskitonetzen nach Afrika gereist sind. Nur weil wir einen Weg kennen, schnell viel Geld zu machen, heißt das nicht, dass wir die Welt ausrotten, die Menschen sterben und obdachlos sehen wollen. Es ist ein Geschäft. Wenn jemand an Krebs erkrankt, im Sterben liegt und Sie ein Gegenmittel besitzen, möchte ich wetten, dass Sie ihm das verkaufen und nicht schenken werden. Es geht hier darum, die Notlage eines Anderen zum eigenen Wohl auszunutzen. Wir sind gute Menschen.

HANSEN: Warum haben Sie sich nun entschieden, in die Legalität zurückzukehren?

ADAM: Es gibt nur eine begrenzte Zahl an Kreditkarten in der Welt. Auch glaube ich, dass das Bezahltwerden fürs legale Aufspüren von Zero-Days und Hacks reizvoller ist.

HANSEN: Wie groß war der Stress, nicht entdeckt zu werden, mit dem Sie als Blackhat kämpfen mussten?

ADAM: Verhaftet zu werden war immer eine Sorge, alles andere wäre dumm. Manchmal habe ich deshalb tage- und nächtelang nicht geschlafen. Oder den kompletten Tag verschlafen und die Nacht gehackt. Es fühlte sich besser an, zu wissen, dass ich wenigstens wach bin, wenn ich entdeckt werde.

HANSEN: Was sagen Ihre Ex-Kollegen zu Ihrem Sinneswandel? Lassen Sie das zu oder müssen Sie sich Sorgen machen?

ADAM: Ich denke, dass Sie meine Entscheidung akzeptieren. Ich habe einige meiner besten Bekannten gefragt und alle schienen meine Entscheidung, ein "Whitehat" werden zu wollen, zu respektieren. Es gibt auch keine wirklich Feindschaft zwischen Blackhats und Whitehats. Eigentlich ist es das genaue Gegenteil. Wenn wir uns nicht immer wieder gegenseitig herausgefordert hätten, wäre für niemanden Geld zu verdienen. Die meisten Blackhats lieben die Whitehats deshalb sogar.

HANSEN: Was sind Ihre Pläne?

ADAM: Ich möchte erforschen, wie lange es genau dauert, bis Whitehats eine Zero-Day-Lücke entdecken, nachdem die Blackhats sie gefunden haben. Auch werde ich die Exploits und Patches veröffentlichen, die ich häufig benutzt habe und die allgemeine Zero-Day-Expertise weitertreiben. Ich möchte mich mit den Blackhats messen.

HANSEN: Keine Angst, dass Sie Ihre Vergangenheit irgendwann noch einmal einholt?

ADAM: Nur, wenn mir jemand etwas nachweisen kann. Bis dahin bleibt sie mein persönlicher Vorteil.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der TC-Schwesterpublikation COMPUTERWOCHE.