Router-Tuning

Profi-Tricks für die Fritz!Box

Eine eigene Firmware für die Fritz!Box erstellen

Die Königsdisziplin beim Fritz!Box-Modding ist, eine eigene Firmware für den Router zu erstellen. Denn einzelne Bereiche des Betriebssystems können Sie zwar bearbeiten, allerdings betrifft das fast ausschließlich Funktionen, die Sie über das Browser-Menü viel bequemer erreichen. Tools oder Funktionen können Sie so nicht ergänzen, denn dafür ist zu wenig Platz. Größere Dateien müssen Sie in eine Firmware einbinden, die Sie auf die Fritz!Box aufspielen. Das Tool dafür nennt sich Freetz. Damit bauen Sie sich eine angepasste Firmware für die Fritz!Box . Die Freetz-Firmwares basieren auf den Originaldateien von AVM: Daher gibt es die modifizierten Firmwares nicht zum Download. Freetz funktioniert nur unter Linux: Sie sollten sich also mit diesem Betriebssystem auskennen und Risikobereitschaft mitbringen, um Ihre eigene Fritz!Box -Firmware zu backen.

Sie brauchen allerdings kein Linux zu installieren, um mit Freetz zu arbeiten: Unter dieser freetz.org finden Sie Freetz-Linux, ein Image für das Virtualisierungsprogramm Virtual Box. Über "Datei, Appliance importieren" laden Sie das Freetz-Linux-Image in die Virtual Box. Klicken Sie anschließend auf "Starten", bootet das virtualisierte Linux, das auf Ubuntu 12.04. basiert. Anschließend landen Sie auf einer Linux-Kommandozeile. Log-in und Passwort lauten "freetz". Nun können Sie die aktuelle Freetz-Version herunterladen - zum Zeitpunkt der Recherche war das Version 1.2. Unter http://freetz.org/browser/branches können Sie prüfen, ob es eine aktuellere Version gibt. Mit diesem Befehl holen Sie sich Freetz und kopieren es in das Verzeichnis freetz-stable-1.2:
svn checkout http://svn.freetz.org/branches/freetz-stable-1.2 freetz-stable-1.2

Gut zu wissen: In einer virtuellen Maschine wie Virtualbox können Sie ebenso problemlos das Freetz-Image starten.
Gut zu wissen: In einer virtuellen Maschine wie Virtualbox können Sie ebenso problemlos das Freetz-Image starten.

Wechseln Sie nun in dieses Verzeichnis und geben den Befehl make menuconfig ein. Nun erscheint ein Konfigurationsmenü, durch das Sie mit den Cursor-Tasten steuern können. Mit der Taste "Y" wählen Sie eine Option aus. Sie sollten unter "Hardware type" die Modellbezeichnung Ihrer Fritz!Box sehen, und in der Zeile "Firmware language" muss "de - deutsch" stehen.

Im Menü "Package selection, Standard packages" wählen Sie Tools aus, die Sie in die Firmware einbauen und auf die Fritz!Box aufspielen wollen. Je nach Router-Modell stehen unterschiedliche Programme zur Auswahl. Eine Übersicht über die wichtigsten Freetz-Pakete sehen Sie in der nachfolgenden Tabelle.

Freetz-Mods: Die wichtigsten Tools

Freetz-Programm

Eigenschaft

aiccu

automatisches Einrichten eines IPv6-Tunnels

Bftpd

kleiner FTP-Server

Callmonitor

Aktionen für eingehende Anrufe festlegen

Ctorrent

Torrent-Client

Cifsmount

bindet Netzlaufwerke über die Fritz!Box ein

Deco

Dateimanager

Dropbear

SSH-Server und -Client, um sich sicher aus dem Internet mit der Fritz!Box zu verbinden

Nano

Texteditor

OpenVPN

VPN-Tool

Privoxy

Http-Proxy

Tcpdump

Tool zum Mitschneiden und Auswerten der Netzwerkdateien

Tor

Proxy für anonymes Surfen

Transmission

Torrent-Client

Markieren Sie nun die gewünschten Pakete. Je mehr Sie in die Firmware aufnehmen, desto mehr Platz beansprucht diese - und passt eventuell nicht mehr in den Speicher des Routers. Haben Sie Ihre Auswahl getroffen, verlassen Sie per "Exit" das Konfigurationsmenü und speichern alles zum Abschluss.

Nun starten Sie mit dem Befehl make den Zusammenbau der neuen Firmware. Ihr Rechner muss dafür mit dem Internet verbunden sein, denn Freetz holt sich zunächst die passende Router-Firmware. Je nach Online-Verbindung und Rechenleistung dauert es zehn bis 30 Minuten, bis die Firmware fertig ist. Probleme kann es geben, wenn Sie eine aktuelle Firmware auf der Fritz!Box haben: Die unterstützt Freetz eventuell noch nicht und bricht deshalb ab. Probieren Sie dann eine Freetz-Entwicklerversion aus.

Haben Sie die Firmware erfolgreich gebaut, muss sie noch auf die Fritz!Box befördert werden. Das erledigen Sie am einfachsten über das gewohnte Konfigurationsmenü des Routers. Dazu müssen Sie die Freetz-Firmware aus der virtuellen Linux-Maschine nach Windows kopieren. Dafür geben Sie im Linux-Prompt den Befehl ifconfig ein. Nun erscheint die IP-Adresse der VM unter "eth0" in der Zeile "inet Adresse".

Diese IP-Adresse geben Sie im Explorer hinter einem doppelten Backslash (\\) ein, also beispielsweise \\192.168.188.21. Klicken Sie sich zur erstellten Firmware durch, die im Verzeichnis "images" liegt, und kopieren Sie diese in ein Windows-Verzeichnis. Nun laden Sie diese Firmware hoch, wie Sie es bei der Fritz!Box gewohnt sind, über "System, Firmware-Update, Firmware-Datei". Eventuelle Warnhinweise der Fritz!Box, dass Sie keine offizielle Firmware einspielen wollen, können Sie wegklicken.

Hat das Aufspielen der Firmware funktioniert, können Sie unter http://fritz.box:81 auf die Freetz-Oberfläche zugreifen, in die Sie sich mit Benutzername "admin" und Passwort "freetz" einwählen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der TecChannel-Schwesterpublikation PC-Welt.