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Standleitung zum Meeresgrund

Ozeane weithin unerforscht

Während es auf dem Festland keine unentdeckten Regionen mehr gibt, gelten die Ozeane als weithin unerforscht, obwohl sie siebzig Prozent der Erdoberfläche bedecken. Bisher versuchen Wissenschaftler, die Rätsel der Meere vor allem mit zeitlich befristeten Messsonden, U-Booten oder Tauchrobotern zu ergründen. Nachteil: Sie erhalten immer nur Daten aus einem kurzen Zeitraum, oder es dauert Monate und Jahre, bis die gespeicherten Daten ins Labor geholt werden können.

Messnetze wie das kanadische Meeresobservatorium "Venus" (Victorian Experimental Network Under the Sea) liefern dagegen einen ständigen Strom an Daten, sobald sie mit dem Festland verbunden sind, live und von überall abrufbar. "Venus" ist eines von derzeit zwei stationären Unterwasserobservatorien weltweit. Das amerikanische Gegenstück "Mars" (Monterey Accelerated Research System) liefert Daten vom Meeresgrund vor der Küste Kaliforniens.

Noch im Aufbau befindet sich das kanadisch-amerikanische "Neptune"-Projekt (North East Pacific Time Series Undersea Networked Experiments) vor Britisch Kolumbien und Seattle. Die europäische Meeresforschung plant derzeit ihr eigenes ständiges Messnetz: "Esonet" - ein Observatorium mit gigantischen Ausmaßen.

Zehn regionale Netzstränge aus insgesamt 5 000 Kilometer Glasfaserkabel sollen ab 2013 Daten aus dem westlichen Atlantik, dem Arktischen Ozean, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer ins Netz der Wissenschaftler speisen. Geschätzte Kosten: 130 bis 220 Millionen Euro. (mje)