Belastung durch Stress und mangelnde Anerkennung

Das Leiden der IT-Mitarbeiter

Führungskräfte in der Zwickmühle

Frage: Sie kritisieren die Chefs aber nicht nur, sondern sehen sie ebenfalls in einer bedauernswerten Lage. Sie nennen sie „Sandwich-Position".

Kämpf: Gerade Führungskräfte sind hoch belastet. Das ist eines der zentralen Ergebnisse unserer Interviews. Sie fühlen sich häufig zwischen den eigenen Mitarbeitern und dem oberen Management gefangen. Es gibt die Ziele von oben und unter ihnen das Team, das bis über die Halskrause voll mit Arbeit ist. Oft stecken Vorgesetzte dann in einem Dilemma: Entweder sie reichen wider besseres Wissen Dinge nach unten weiter, oder sie kommen ihrem Anspruch nach guter Führung nach und finden sich dann in der Lage wieder, wo sie Missstände durch eigenes Engagement – oft auf Kosten ihrer Gesundheit – kompensieren müssen. Wir haben bei vielen Führungskräften ein sehr hohes Verantwortungsgefühl für ihre Mitarbeiter gefunden. Daraus resultiert ihre hohe Belastung.

Frage: Das klingt nach dem Mechanismus, den man gemeinhin mit Burnout in Verbindung bringt. Leiden gerade die besonders Leistungswilligen unter den Rahmenbedingungen?

Kämpf: Ja, und das hat uns erschreckt. Nicht die leiden an Überlastung, die man vielleicht als eher „leistungsschwach" titulieren würde. Es sind stattdessen die wertorientierten Führungskräfte und engagierten Mitarbeiter, denen das Wohl der Firma besonders am Herzen liegt. Sie versuchen firmenkulturelle und organisatorische Missstände zu kompensieren, um ihre Ansprüche an die Arbeit aufrecht zu erhalten. Genau daran drohen sie zu verbrennen.