Belastung durch Stress und mangelnde Anerkennung

Das Leiden der IT-Mitarbeiter

Manager ahnungslos über Befinden ihrer Mitarbeiter

Frage: Sie fordern neue Monitoring-Ansätze. Ist es denn realistisch, dass sich so etwas in der derzeitigen Wirtschaftslage umsetzen lässt?

Kämpf: Wir sehen dringenden Handlungsbedarf. Die Gesundheit vieler hängt am seidenen Faden. Heute fristet die Gesundheitsförderung häufig nur ein Nischendasein, das allenfalls in betrieblichen „Sonderveranstaltungen" praktiziert wird. Ein grundsätzliches Umsteuern ist deshalb notwendig. Nachhaltige Gesundheitsförderung muss von einem Thema am Rande zu einem grundlegenden Bestandteil von Organisationsentwicklung und Firmenpolitik werden.

Die Chance ist tatsächlich da. Die Manager, mit denen wir gesprochen haben, zeigten sich besorgt und betroffen und waren erstaunlich offen für das Thema. Bisher fehlt ihnen oft das Wissen über die Lage der Mitarbeiter. Deshalb ist ein innovatives Monitoring der Gesundheits- und Belastungssituation wichtig. Heute ist es oft üblich, lediglich die Arbeitsunfähigkeitstage zu zählen. Die Zahlen signalisieren meist keine dramatischen Ergebnisse. Die Messung hat aber eine strukturelle Blindstelle. Gerade dort, wo hoher Leistungsdruck herrscht, wird nämlich trotz Krankheit gearbeitet. Man bräuchte neue Verfahren, um die tatsächliche Belastungssituation der Mitarbeiter transparent zu machen.

Frage: Was sind typische Belastungen und Erkrankungen der Befragten?

Kämpf: In krassen Fällen Burnout, Hörsturz, Tinnitus und Depressionen. In leichteren Fällen leiden viele an Schlafstörungen oder Magenproblemen. Sie können nicht mehr abschalten, denken schon beim Aufwachen an die Arbeit. Wir waren erschrocken über den Anteil derer, die an manifesten Belastungen leiden. Viele haben schon einen Zusammenbruch erlebt oder fühlen sich oft an der Belastungsgrenze.