Potenzial für den Mittelstand

Industrie 4.0 - Die nächste Revolution?

Ist Industrie 4.0 nur CIM in neuen Schläuchen?

In die Diskussion um Industrie 4.0 mischen sich auch kritische Stimmen. Oft wird argumentiert, dass die Kernideen in den vergangenen 30 Jahren bereits unter anderen Schlagwörtern diskutiert wurden, ohne jedoch nennenswerte Auswirkungen auf die Branche zu haben. Als Beispiel wird oft CIM, also Computer Integrated Manufacturing, genannt.

CIM steht für den Einsatz der Automatisierungstechnik in der Produktion - das entscheidende Merkmal der letzten, dritten industriellen Revolution. Kritiker behaupten nun, Industrie 4.0 wäre im Prinzip nichts anderes als CIM mit nur einer neuen Bezeichnung.

Doch das ist nicht richtig. Sicherlich gibt es Überschneidungen, dennoch ist Industrie 4.0 mit CIM nicht vergleichbar. Viele Aspekte der CIM-Vision konnten einfach aufgrund der mangelnden technischen Voraussetzungen nicht realisiert werden, heißt es in einem Beitrag auf Ingenieurversteher.de.

In den letzten fünfzehn Jahren haben sich aber in der IT fundamentale Änderungen ergeben. Das Internethat sich als Standard durchgesetzt, es steht eine leistungsfähige Netzwerkinfrastruktur und -bandbreite zur Verfügung und die technischen Möglichkeiten mit Cloudund Mobilitätsind ihren Kinderschuhen entwachsen. Daher war CIM nicht falsch, nur einfach zwanzig Jahre zu früh.

Wie profitieren KMUs von Industrie 4.0?

Industrie 4.0 wird von der Bundesregierung, Verbänden und Interessensgruppen breit gefördert. Doch von den Fördertöpfen haben bislang vor allem große Betriebe und Konzerne profitiert. "In kleinen und mittelständischen Unternehmen spielt Industrie 4.0 heute noch kaum eine Rolle", sagt Peter Dewald, der deutsche Geschäftsführer des ERP-Anbieters Sage. Interessierte, so Dewald, könnten aber bereits die ersten Keime der Industrie-4.0-Idee in kleinen Anwendungsinseln entdecken.

So verbindet etwa Sage beim Berliner Kanalreinigungsunternehmen Run 24 GmbH die Sage-Warenwirtschaftslösung mit dem Logistiksystem des Navigations- und Fuhrparkspezialisten Tomtom. Dadurch sei es ohne menschliches Zutun möglich, Monteure und Auftragsverantwortliche über den Auftragsstatus immer informiert zu halten und den Aufgabenvollzug praktisch in Echtzeit zurückzumelden. Eine direkte Verlinkung des Sage-Systems zum Endgerät des Monteurs ermöglicht die Transparenz über GPS-Standort, Stand der Reparaturarbeiten und nächste Arbeitsaufgaben.

Einige weitere mittelständische Fallbeispiele enthält die Broschüre "Zukunftsbild Industrie 4.0" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die wir hier auszugsweise anführen.

Bei einem mittelständischen Spezialfarben-Hersteller können Heimwerker im Zuge der Bestellung auf der Firmen-Website aus einer breiten Palette von Grundfarben den gewünschten Farbton selbst konfigurieren. Zu jeder Einzelbestellung wird ein Funkchip erstellt, der alle relevanten Informationen enthält und direkt mit den eingebetteten Systemen entlang der Fertigungsstrecke kommuniziert. Der Chip übernimmt die weitere Produktionssteuerung, indem er mit dem zentralen Server kontinuierlich aktuelle Prozessinformationen austauscht. Die durch den Einsatz des cyber-physischen Systems mögliche Produktionsflexibilität versetzt die Firma in die Lage, in der gleichen Anlage eine hohe Variantenzahl an Farbprodukten herzustellen - bei einer großen täglichen Gesamtproduktion und zu niedrigen Stückkosten.