iSCSI - IP-basierte Speichernetze

Ausblick

Zurzeit gibt es nur wenig iSCSI-Produkte beim Endkunden. Fibre-Channel-SANs sind etabliert und weit verbreitet. Die Aktivität konzentriert sich, mit Unterstützung durch die SNIA, auf die Lösung der Speicherverwaltungsprobleme. Diese sind unabhängig von Ethernet oder LAN, FCP-SCSI oder TCP/IP-iSCSI. Nachdem es bis vor kurzem die Speichervernetzung nicht gab, werden jetzt erst die dazu nötigen Verwaltungsprozeduren entwickelt. Wegen der grundsätzlich unterschiedlichen Anforderungen des LAN- beziehungsweise SAN-Betriebs lassen sich die vorhandenen LAN-Verwaltungsprozeduren zwar für iSCSI-Infrastrukturen, jedoch nicht für die Speicherverwaltung übernehmen. Allerdings werden, so weit möglich, vorhandene objektorientierte Techniken wie WBEM (Web Based Enterprise Management) oder CIM (Common Information Model) für den Speicherbetrieb ergänzt oder angepasst und in bestehende Frameworks wie beispielsweise OpenView integriert.

Die Entwicklung von iSCSI ist komplex und langwierig. Experten rechnen nicht vor Ende 2003 oder Anfang 2004 mit einem nennenswerten Einsatz im Alltagsbetrieb. Auf der Geräteseite wird es in absehbarer Zeit keine Laufwerke geben, die direkt mit einer iSCSI-Schnittstelle ausgerüstet sind. Es bleibt also bei Laufwerken mit SCSI- und Fibre-Channel-Schnittstelle. Externe RAID-Systeme in eigenen Schränken werden möglicherweise iSCSI am Ein-/Ausgang haben, intern aber mit SCSI- oder Fibre-Channel-Laufwerken bestückt sein.

IBM ging bislang davon aus, dass nach drei Jahren iSCSI-Einsatz etwa ein Anteil von 15 Prozent am SAN-Markt erreicht würde. Entwicklungsprobleme und die damit einhergehende Verzögerung eines breiten Produktangebots dämpfen jedoch momentan die zunächst hochgesteckten Erwartungen. Dies könnte sich aber ab Ende 2003 mit einer breiteren Produktauswahl schnell ändern.

Bei der Performance muss iSCSI auf Grund der komplexeren Protokollumsetzung Fibre Channel den Vortritt überlassen. Aber ein SAN auf iSCSI-Basis dürfte, wenn die nötigen Komponenten in Stückzahlen verfügbar sind, um wenigstens 30 Prozent günstiger zu realisieren sein als sein FC-Pendant. Dies eröffnet auch mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit zum Einsatz von Speichernetzen und zur Virtualisierung ihrer Storage-Architekturen. Zudem verspricht die Verwendung gängiger LAN-Komponenten für die Infrastruktur hohe Kompatibilität und Investitionsschutz sowie leichte Wartbarkeit und damit eine geringe TCO. (jlu/mje)

Der Autor

Hermann Strass ist Berater für neue Technologien, insbesondere für Bus-Architekturen, Massenspeicher und industrielle Netzwerke, Mitglied in nationalen und internationalen Normungsgremien, in der IEEE Computer Society sowie Technical Coordinator der VITA in Europa. Daneben ist er Autor von Büchern, Zeitschriftenartikeln und organisiert Seminare.