Sicher durch Biometrie

Biometrie in der Wirtschaft

100-prozentige Sicherheit kann man sich von biometrischen Verfahren nicht erwarten. Ob biometrische Kontrollen die Terroranschläge verhindert hätten, muss bezweifelt werden. Um verdächtige Personen zu erkennen, muss zumindest ein Referenzmuster vorhanden sein - islamistische Schläfer, die bislang nie negativ in Erscheinung traten, hätten biometrische Systeme nicht herausfiltern können.

Ohnehin dürfte das Haupteinsatzgebiet biometrischer Systeme nicht im staatlichen Sicherheitsbereich liegen sondern in der Wirtschaft. Doch Firmen reagieren noch zögerlich beim Einsatz biometrischer Systeme. Hohe Fehlerquoten, teure Preise und die komplizierte Installation der Systeme waren aus Sicht von Branchenkennern bislang die Hauptgründe für die mangelnde Akzeptanz. Die US-Organisation der Biometrie-Anbieter IBIA rechnet erst für 2010 mit einem signifikanten Markt, der in den USA bei 1 bis 2,5 Milliarden Dollar liegen soll - die Prognose erfolgte allerdings vor dem 11. September. Optimistischer sind die Vorhersagen von Frost & Sullivan. Das Marktforschungsinstitut prognostiziert weltweit schon im Jahr 2006 ein Marktvolumen von 1,6 Milliarden Dollar.

Wirtschaftliche Anwendungsgebiete biometrischer Identifikationsverfahren reichen von der Identifizierung von Personen in einem überwachten Raum bis zur Zugangskontrolle für Hochsicherheitsräume oder Geldautomaten. Darüber hinaus dienen biometrische Verfahren im Zusammenhang mit der Abgabe von Willenserklärungen im elektronischen Rechtsverkehr. Bei der digitalen Signatur von Dokumenten kommt zur Freischaltung des privaten Schlüssels - und somit als Zugangsberechtigung zur Erzeugung der Signatur - anstatt einer PIN ein biometrisches Merkmal zum Einsatz.

Den Wildwuchs an Passwörtern und Codes los zu werden könnte einer der wichtigsten Motiviationsgründe sein, warum die Industrie um biometrische Verfahren nicht umhin kommt. Denn hier ist das Chaos perfekt: Je eine mehrstellige Zahl für EC- und Kreditkarte, Mobiltelefon, Anrufbeantworter, Transaktionsnummern für das Homebanking und mehrere Passwörter - wer kann hier noch die Übersicht behalten? Die Zahleneingabe ist nicht nur umständlich und unhandlich. Die Codes können leicht ausgespäht und - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - weitergegeben werden. Und die Inflation der Geheimnummern führt unweigerlich auch dazu, dass man sie immer öfter vergisst. Laut einer Studie von Morgan Keegan & Co. entstehen im Zusammenhang mit vergessenen Passworten und PINs Kosten von 100 - 200 Dollar pro Benutzer und Jahr.

Hersteller von Biometrie-Systemen haben damit ein gutes Argument für die Wirtschaft in der Hand: "Biometrische Verfahren sind in der IT-Welt auch aus wirtschaftlichen Gründen hochinteressant", sagt Norbert Pohlmann, Marketing-Vorstand des Security-Anbieters Utimaco Safeware. "Durch die Einsparung der Support-Kosten für vergessene Passwörter und PINs machen sich Investitionen in Biometrie - abgesehen vom Hinzugewinn an Sicherheit - schnell bezahlt".