I-WAR: Informationstechnik und Krieg

Gefahren für die vernetzte Welt

Genau hier könnte der informationstechnologische Vorsprung der heute global dominierenden Staaten sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Die am stärksten computerisierten Gesellschaften bietet sozusagen fast per Definition die verlockendsten (Cyber-)Angriffsziele.

Streng genommen datieren erste Warnungen vor einem elektronischen Pearl Harbor, einem desaströsen Schlag gegen die "Kritische Informationsinfrastruktur", bereits aus Zeiten des kalten Krieges. In den siebziger Jahren wurden von amerikanischen Experten Berechnungen angestellt, wonach die gesamte Stromversorgung und das zivile Telefonnetz der USA durch den elektromagnetischen Impuls einiger weniger im erdnahen Weltraum gezündeter Wasserstoffbomben außer Kraft zu setzen sei.

Mit sich durchsetzender Computerisierung und Vernetzen hat sich die Situation zusehends verschärft. Das "Digitale Nervensystem" beispielsweise der US-Gesellschaft bildet ein komplexes Geflecht wechselseitiger Abhängigkeiten. Insbesondere gilt dies für die Interdependenz von Internet und öffentlichem Telekommunikationsnetz. Einerseits nutzt das Internet großenteils das öffentliche Telekommunikationssystem, andererseits wird die Telekommunikation von vernetzten Computern gesteuert. "Nebenbei" setzen sämtliche Kommunikationsdienste eine funktionierende Stromversorgung voraus, die wiederum von vernetzten Computern gesteuert wird.

Ähnliche Verhältnisse gelten für die Gas- und Ölversorgung, für die Luftverkehrssteuerung und -überwachung sowie für das mittlerweile voll digitalisierte Bank- und Börsenwesen. Mit gezielten Eingriffen an besonders neuralgischen Punkten - so die Befürchtung - lassen sich "aufschaukelnde" Ausfallerscheinungen hervorrufen, die das gesellschaftliche Leben buchstäblich lahm legen können.

Immer wieder wird von besonders verwundbaren Achillesfersen berichtet: Angeblich verlaufen die meisten Glasfaserverbindungen der amerikanischen Fernmeldegesellschaften mit der Westküste durch ein einziges Tal. Irland, so heißt es, wo viele Datenbanken von Flugreservierungssystemen stehen, soll nur durch vier Kabel mit dem Rest der Welt verbunden sein.